Technische Trader verwenden oft Gleitende Durchschnitte, um das grundsätzliche Trendverhalten einer Aktie schnell und einfach zu beurteilen. Mitunter analysieren sie auch, in welchem Abstand sich kurzfristige und langfristige Durchschnittslinien zueinander bewegen (Moving Average Difference, kurz MAD). Bisher basierte dieses Vorgehen überwiegend auf Anekdoten und Erfahrungswerten.
In der Studie „Stock Return Predictability from Moving Averages of Prices“ wird nun untersucht, inwieweit der Abstand zwischen einem kurzfristigen (21 Tage) und einem langfristigen (200 Tage) Gleitenden Durchschnitt (MAD) im Zusammenhang mit künftigen Renditen steht. Dabei kommen die Forscher sowohl für die USA als auch internationale Märkte zu dem Ergebnis, dass der MAD ein starkes Signal für die Folgerenditen darstellt.
Konkret bedeutet das: Je größer die positive (negative) Distanz zwischen kurz- und langfristigem Durchschnitt, desto höher (niedriger) die durchschnittliche Rendite. Das grundsätzliche Signal gilt selbst dann, wenn man das Ganze um andere technische Effekte wie Momentum oder 52-Wochen-Hochs bereinigt. Auch in der Zeit seit dem Jahr 2001, in der viele technische Strategien deutlich an Profitabilität verloren, konnte der MAD-Ansatz überzeugen.
Als Erklärung argumentieren die Forscher, dass Marktteilnehmer scheinbar langfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie als Ankerpunkt verwenden und bei größeren Kursabweichungen zunächst entsprechend unterreagieren, was einen anhaltenden Drift verursacht. Dies wird dadurch bestätigt, dass der MAD-Effekt kein Reversal zu späteren Zeitpunkten aufweist, wie es bei einer Überreaktion zu erwarten wäre.
Fazit
Ein hoher positiver (negativer) Abstand zwischen 21- und 200-Tage-Linie weist auf weitere Kursgewinne (Kursverluste) hin.
Quelle: Avramov, D. / Kaplanski, G. / Subrahmanyam, A. (2019), Stock Return Predictability from Moving Averages of Prices, IDC Herzliya & Bar-Ilan University & The Anderson School at UCLA
Hallo Marko, ich lese gerade das Buch – Marktzyklen meistern- von Howard Marks. Darin ist zu lesen, dass immer wieder zu Übertreibung nach unten und oben kommt und auch zukünftig kommen wird, aber selten der Wert/Kurs am Mittelwert oder der Trendlinie verharrt. Die Einstiege an Extempunten/-Werten sehr erfolgsverrsprechend|sind. Gruß Dietmar
Danke für den Hinweis! Mean Reversion wirkt wie ein „Magnet“, aber es kommt auch auf die Zeitebene an. Denn wann der Extrempunkt auftritt, ist im Vorhinein nicht absehbar. Während sich die Bewegung aufbaut, kann es also auch eine ganze Weile prozyklisch laufen.
Habe übrigens im Juli einen Vortrag von Howard Marks gehört. Dort sagte er, dass es sehr schwierig ist, den Markt bzw. die Exzesse wirklich zu timen. Er wird also sicherlich stufenweise Positionen auf- und abbauen, um zu versuchen, die von ihm vermutete Wahrscheinlichkeit einer Übertreibung nach oben bzw. unten abzugreifen. Hier der Link zum Beitrag vom Juli: https://www.marko-momentum.de/hochkaraetige-vortraege-am-laufenden-band/