Ist Time Series Momentum wirklich signifikant?

Das Paper untersucht die Ergebnisse der Studie „Time Series Momentum“ (2012) von Tobias J. Moskowitz, Yao Hua Ooi und Lasse H. Pedersen auf Validität. Dort werden dem Time-Series-Momentum-Ansatz eine klare Prognosekraft sowie im Durchschnitt signifikant positive, risikoadjustierte Renditen attestiert. Konkret wurde gezeigt, dass sich mithilfe der vergangenen 12-Monats-Renditen bei den meisten der insgesamt 58 betrachteten Futures-Kontrakte die nachfolgenden 1- bis 12-Monats-Renditen prognostizieren ließen. Die Ergebnisse waren überraschend deutlich, da frühere Studien im Gegensatz dazu eine nur geringe und wirtschaftlich kaum verwertbare Prognosekraft nachweisen konnten.

Die im Jahr 2016 erschienene Studie „Time Series Momentum and Volatility Scaling“ von Abby Kim, Yiuman Tse und John K. Wald ließ bereits Zweifel an den Ergebnissen vom Moskowitz/Ooi/Pedersen aufkommen. Es wurde gezeigt, dass die höheren Renditen einer Time-Series-Momentum-Strategie vor allem durch die eingebaute Volatilitätsskalierung zustande kommen, ohne die der Ansatz nicht besser abschneiden würde als eine Buy-and-Hold-Strategie. Es scheint also verfrüht, Time Series Momentum als über alle Anlageklassen gegebenen Effekt anzusehen.

In der vorliegenden Studie untersuchen die Forscher nun genauer, ob Time Series Momentum im Datensatz von Moskowitz/Ooi/Pedersen (2012) tatsächlich gegeben ist. Dabei zielen sie konkret auf die Prognosekraft der vergangenen 12-Monats- auf die nachfolgenden 1-Monats-Renditen im erweiterten Datenzeitraum (1985-2015) ab. Ohne hier auf die methodischen Details zur Signifikanzschwelle der verwendeten gepoolten Regressionen einzugehen zeigt sich, dass Time Series Momentum für sich genommen keine nennenswerte Prognosekraft besitzt. Gemäß der Studie weisen nur 14 der 55 untersuchten Märkte statistisch signifikante, positive Renditen auf.

Interessant ist dabei der Vergleich zu einer ähnliche Strategie, die einfach Assets mit hohen (niedrigen) mittleren historischen Renditen kauft (shortet), wofür keinerlei Prognose notwendig ist. Diese Strategie erzielt nahezu die gleichen durchschnittlichen sowie risikoadjustierten Renditen wie Time Series Momentum. Die entscheidende Ursache der Profitabilität von Time Series Momentum sind also generell höhere oder niedrigere Durchschnittsrenditen der verschiedenen Assets und nicht etwa die vermutete Prognosegüte. Der überwiegende Teil der Renditen stammt zudem von der Long-Seite. Als verzerrender Effekt kommt im Paper vom Moskowitz/Ooi/Pedersen die Skalierung jedes Futures auf eine jährliche Zielvolatilität von 40% hinzu.

Die Autoren weisen darauf hin, dass nur die Prognosegüte der 12-1-Monats-Kombination untersucht wurde. Es wäre aber durchaus möglich, dass ein im Zeitablauf variables Zeitfenster existiert, das tatsächliche Prognosekraft besitzt. Weiterhin schreiben die Forscher, dass Cross Sectional Momentum von diesen Ergebnissen unberührt bleibt und nach wie vor als verlässlich profitable Renditeanomalie besteht.

 

Fazit

Die Profitabilität von Time Series Momentum basiert im Wesentlichen auf historisch unterschiedlichen Durchschnittsrenditen der einzelnen Assets.

 

Quelle: Huang, D. / Li, J. / Wang, L. / Zhou, G. (2018), Time-Series Momentum: Is It There?, Singapore Management University & Washington University in St. Louis

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