Vor kurzem habe ich die Performance der größten geldmarktnahen ETFs verglichen. Dabei fiel mir eine erstaunliche Differenz auf: Seit Februar 2025 läuft der Amundi Smart Overnight Return UCITS ETF (LYX0WM) dem Xtrackers EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF (DBX0AN) zunehmend davon.

Zum Stichtag am 10. Februar hatte Amundi den vorherigen Lyxor Smart Overnight Return ETF übernommen – und damit auch seinen smarten Ansatz.
Vergleichen wir die Nettoinventarwerte vom 10. Februar und 4. November. Der Xtrackers ETF stieg von 145,29 auf 147,59 Euro (+1,58 Prozent), während der Amundi ETF von 105,70 auf 107,70 Euro zulegte (+1,89 Prozent). In knapp 9 Monaten (267 Kalendertage) betrug die Differenz also 0,31 Prozent. Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht das 0,42 Prozent.
Keine Peanuts
Absolut betrachtet mag das wenig sein. Doch es handelt sich hier um Produkte am untersten Ende des Renditespektrums. Hochgerechnet auf das gesamte Fondsvolumen des Amundi ETF von zuletzt 11,38 Mrd. Euro entsprechen 42 Basispunkte immerhin 48 Mio. Euro pro Jahr. Im Xtrackers ETF stecken sogar 18,89 Mrd. Euro. Wenn Anlegern hier auf Jahressicht 42 Basispunkte entgehen, sind das ganze 80 Mio. Euro.
Doch woher kommt diese Differenz? Schließlich beziehen sich beide ETFs auf die Euro Short-Term Rate (€STR), thesaurieren ihre Erträge und weisen die gleiche Total Expense Ratio (0,1 Prozent) auf. Trotzdem zieht der Amundi ETF systematisch davon.
Einen ersten Hinweis gibt das genaue Wording: Beim Xtrackers ETF spricht man davon, „die Wertentwicklung der €STR abzubilden“. Beim Amundi ETF heißt es dagegen, dass es sich „um einen aktiv verwalteten Fonds handelt, dessen Rendite sich an der €STR orientiert“.
Des Rätsels Lösung
Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich mit Arne Scheehl gesprochen. Er ist Chef der Produktentwicklung für ETFs und Indexlösungen bei Amundi in Deutschland und Österreich. Entscheidend sind demnach die Trägerportfolios der Swap-Partner für den ETF. Sie sind bei geldmarktnahen Overnight-ETFs in der Regel mit Anleihen bestückt. Nicht so beim Amundi Smart Overnight ETF. Dort sind fast ausschließlich Aktien enthalten. Diese Konstruktion ermöglicht in Verbindung mit dem Total-Return-Swap eine attraktive Renditechance.
Dazu muss man wissen, dass Aktien für die Banken, die als Swap-Partner für den ETF agieren, aus regulatorischer Sicht wesentlich teurer sind als Anleihen. Denn als Risiko-Assets müssen Aktien mit höheren Eigenmitteln hinterlegt werden. Indem die Banken einen Aktienkorb als Trägerportfolio nutzen, können sie sich dessen regulatorisch vorübergehend entledigen. Damit wird das zuvor gebundene Eigenkapital frei und kann für andere Zwecke verwendet werden.
Die Bank kann durch die Auslagerung also ihre Eigenkapitalauslastung optimieren und aus regulatorischer Sicht etwas sparen. Einen Teil dessen gibt sie als Renditeprämie an den ETF weiter. Da Amundi mehrere Swap-Kontrahenten hat, entspricht die tatsächlich erzielte Prämie dem gewichteten Durchschnitt der Zusatzerträge der einzelnen Partner.
Hinweis: Amundi hat noch einen anderen geldmarktnahen ETF, der wie üblich nur Anleihen im Portfolio hat, den Amundi EUR Overnight Return UCITS ETF (WKN: LYX0B6). Dieser erzielt keine Zusatzerträge und performt deshalb fast 1:1 zum Xtrackers ETF.
Wo ist der Haken?
Allerdings gibt es an den Märkten nichts geschenkt. So ist die Überrendite des Amundi Smart Overnight ETF zur €STR zum einen nicht garantiert. Denn die weitergegebene Prämie schwankt im Zeitablauf je nachdem, wie stark die Banken gerade auf die Entlastung ihres Eigenkapitals angewiesen sind. Im schlimmsten Fall könnten die Zusatzerträge ganz verschwinden.
Doch das ist noch nicht alles. Denn letztlich wird die höhere Rendite durch ein etwas höheres Risiko erkauft. Im sehr unwahrscheinlichen, aber dennoch möglichen Extremszenario, dass ein Swap-Partner ausfällt, würden Anleger die Aktien aus dem Trägerportfolio erhalten. Das wäre keineswegs ein geldmarktnahes Investment. Bei klassischen geldmarktnahen ETFs würde man dagegen Anleihen erhalten, was der Sache schon deutlich näher kommt.
Fazit
Ich habe einen großen Teil meiner Cash-Reserve in den smarten Amundi ETF umgeschichtet.