200 Prozent Dividendenrendite?!

In diesem kurzen Beitrag möchte ich zeigen, welche erstaunlichen Effekte sich langfristig bei Dividendenaktien ergeben können.

Vorab aber gleich der Hinweis, dass es sich natürlich rückblickend um ein ausgewähltes Idealbeispiel handelt. Es ist also keinesfalls zu erwarten, dass sich diese Ergebnisse auf beliebige Dividendenaktien übertragen lassen! Dennoch ist es interessant, diese Perspektive zumindest zu kennen und zu sehen, was an den Märkten alles möglich ist. Auch wenn die Betrachtung, wie Peter in den Kommentaren völlig richtig schreibt, durch die Inflation erheblich ins Positive verzerrt wird.

Bei meinen Recherchen für einen Artikel zum Thema Dividendenaristokraten habe ich mir den Kursverlauf und die Dividendenhistorie der US-Aktie 3M angeschaut. Ende des Jahres 1976 lag der um Aktiensplits bereinigte Kurs bei 2,86 US-Dollar. Nehmen wir diesen als fiktiven Einstiegskurs an. Im darauffolgenden Jahr 1977 schüttete 3M eine ebenfalls um Aktiensplits bereinigte Gesamtdividende in Höhe von 0,21248 US-Dollar aus. Bezogen auf den Einstiegskurs ergibt das eine Rendite von 7,4 Prozent.

 

Jetzt kommt der „Trick“

Wir machen wir einen Sprung nach vorn, und zwar um 42 Jahre ins Jahr 2019: Nun liegt die Summe der vier Quartalsdividenden bei 5,76 US-Dollar, während die Aktie per Jahresschlusskurs bei 176,42 US-Dollar notiert.

An dieser Stelle verstehen wir erst so richtig, was das für langfristige Anleger bedeutet, die tatsächlich seit damals investiert waren:

● Allein die 2019er Dividende stellt eine Rendite von 201 Prozent (!) bezogen auf den Einstiegskurs von 1976 dar

● Die Summe aller Dividenden von 1977 bis 2019 ergibt eine Gesamtausschüttung von 67,36 US-Dollar je Aktie

● Hinzu kommt der enorme Kursgewinn von 2,86 auf 176,42 US-Dollar, der einem Reingewinn von 173,56 US-Dollar je Aktie entspricht

 

Jahreschart 3M Aktie Dividenden
Der Jahreschart von 3M zeigt den Kursverlauf und die Dividenden von 1977 bis 2019, jeweils dargestellt in logarithmischer Skalierung. Quellen: www.tradesignalonline.com, www.investors.3m.com

 

Zusammen mit den Dividenden beträgt der Gesamtgewinn unter Annahme eines reinen Buy-and-Hold ohne Rebalancings also 240,92 US-Dollar pro Aktie. Daran wird  der hohe Renditeanteil der Dividenden von rund 28 Prozent deutlich.

Allerdings zeigt dieses sicherlich extreme Beispiel auch, dass selbst bei den besten Dividendenaktien der Welt die Ausschüttungen bei weitem nicht alles sind. Wirklich entscheidend ist auch hier ein bewährtes, nachhaltig profitables Geschäftsmodell mit starken Cashflows, das aber gleichzeitig auch Wachstum ermöglicht, um langfristig steigende Dividenden überhaupt speisen zu können.

Oder anders gesagt: Auch die besten Dividendenaktien sind in erster Linie „Aktien“. Welche Risiken dabei bestehen, wenn sich das Blatt wendet, zeigt beispielsweise der Absturz von General Electric.

Übrigens: Auch in Deutschland gibt es einen heimlichen Dividenden-Star, und zwar Fresenius. Seit 1988 wurde die Dividende nicht gesenkt – und seit 1993 sogar jedes Jahr erhöht.

 

Fazit

Auch die besten Dividendenaktien sind in erster Linie „Aktien“, bei denen ein nachhaltig profitables Geschäftsmodell wichtiger ist als die Höhe der Ausschüttungen.

9 thoughts on “200 Prozent Dividendenrendite?!”

  1. Ich stimme voll zu. Nachhaltig und profitable Geschäftsmodelle sind wichtiger als Aktien mit hoher Rendite. Hohe Dividenden müssen meist gekürzt werden oder sie wachsen nur langsam. Guter Artikel, vielen Dank.

  2. Interessante Betrachtung! Nur leider ist der Zeitraum etwas länger und beinhaltet vor allem auch die hochinflationäre Zeit bis 1982, weshalb man die Inflation nicht einfach unter den Tisch kehren darf (ja, früher gab es mal Inflation und auch Zinsen…). Nach kurzer Recherche (https://www.in2013dollars.com/us/inflation/1976) sehe ich nämlich: Huch! Ein Dollar hat seit 1976 stattliche 78% an Kaufkraft eingebüsst! Gegenüber Gold wären es sogar über 90%! (Goldpreis 103-140$; heute 1700$). Keine Frage, 3M ist eine tolle Aktie, das möchte ich nicht abstreiten, aber real ist der Kursgewinn „nur“ 1200% (und nicht 6000%) und die Dividendenrendite „nur“ 44% (und nicht 201%) auf den inflationsbereinigten Einstiegskurs.

    Grüße,
    Psychopeet

  3. Das Beispiel dürfte für die meisten Leute schon beeindruckend sein, obwohl keine Wiederanlagen getätigt wurden. So kommt der Zinseszins gar nicht richtig zum tragen.

    Ich habe das mal grob in einer Tabellenkalkulation mit folgenden Werten bei konstanten Faktoren für die jährlichen Kurs- und Dividendensteigerungen und ohne Steuern und Kosten für die Wiederanlage abgeschätzt:

    Kurssteigerung pro Jahr = ($176,42/$2,86)^(1/43)-1 = 10,061%
    Dividendensteigerung pro Jahr = ($5,76/$0,21248)^(1/42)-1 = 8,173%

    Die Dividendenrendite sinkt dabei, weil die Kurse stärker steigen als die Dividenden, von 6,75% im Jahr 1977 ($0,21248/$2,86) auf zuletzt 3,26% ($5,76/$176,42).

    Die jährlichen Gesamtrenditen wären dann also:

    1977: 10,061% + 6,75% = 16,81% -> $3,36 (3,15 neuer Kurs + 0,21 wiederangelegte Dividende)
    1978: 10,061% + 6,63% = 16,70% -> $3,92

    2018: 10,061% + 3,32% = 13,38% -> $981,16
    2019: 10,061% + 3,26% = 13,33% -> $1’111,90

    In meiner Kalkulation wären aus den $2,86 von 1976 nach 43 Jahren $1’111,90 (statt $176,42 ohne Re-Investition) geworden, das sind 38’877,72% vor Inflation, im jährlichen Mittel 14,9%.

    Laut Inflationsrechner entspräche die Kaufkraft von $100 im Jahr 1976 einer heutigen Kaufkraft von $449,31, man müsste also von einem Einstandspreis von $12,85 ausgehen, was immerhin noch 8’658,73%, also 10.9% pro Jahr ergibt.

    Die Dividendenzahlungen für das letzte Jahr wären bei einer Dividendenrendite von 3,25% auf $981,16 bezogen $32,03 gewesen (statt $5,76). Bezogen auf den Einstandspreis wären das 1’120,08%, nach Inflation immerhin noch 249,29%.

    Die realen Zahlen dürften etwa 20% niedriger ausfallen, da die Kurse und Dividenden nicht parallel verlaufen. Der Endwert von $1’111,90 sollte eher in der Größenordnung von $900 liegen, die letzte Dividende bei $25. Die größten Renditefresser werden aber Steuern auf Dividenden und Wiederanlagekosten sein.

    Für die Zukunft wird man keine derartigen Renditen mehr erwarten können. Die Dividendenrenditen sind um über die Hälfte gesunken, und im Kurs-Chart sieht man einen Knick in der Kurve: relativ konstant etwa 13% Kurssteigerung pro Jahr bis 2004, danach 4-5% von 2005 bis 2019, davon die ersten 8 Jahre Durststrecke.

  4. Super Beitrag. Langfristig gibt es keine andere Anlageklasse, die über alle Zyklen hinweg eine so attraktive Realrendite bietet. Zum Thema Dividenden kann ich das Buch von Marc Lichtenfeld empfehlen. Sein 10-11-12-System geht genau in diese Richtung. Ich persönlich versuche noch zusätzlich, solche Dividendenaristokraten 40 bis 50% unterhalb ihres Hochs zu kaufen. So verdoppelt man die Anzahl der Aktien und damit auch die Dividenden für die Zukunft.

Schreibe einen Kommentar zu David Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert