Alpha spielt keine Rolle

Alpha ist für Privatanleger das falsche Maß. Und langfristig macht es in den allermeisten Fällen ohnehin keinen großen Unterschied. Aber der Reihe nach.

 

Renditen und Risiken

Worauf kommt es bei einem Investment an? Viele Anleger würden sagen, auf möglichst hohe Renditen. Das klingt zunächst plausibel. Allerdings kann man an den Märkten nicht davon ausgehen, dass „mehr“ automatisch „besser“ bedeutet.

Angenommen, ein Fonds auf deutsche Aktien schafft auf Jahressicht eine Rendite von 15 Prozent, während der DAX nur 12 Prozent zulegt. Ganz offensichtlich ist 15 mehr als 12. Das entspricht einer Outperformance von 3 Prozentpunkten. Doch es steckt noch mehr dahinter. Vor allem die Frage, mit welchem Risiko diese Rendite erzielt wurde.

Ein einfaches und sinnvolles Maß, um das zu berücksichtigen, ist das Sharpe Ratio. Hier wird zunächst der risikofreie Zins abgezogen, sagen wir 3 Prozent, und der verbleibende Wert durch die Standardabweichung der Renditen geteilt. Beträgt diese 24 Prozent, ergibt sich für den Fonds ein Sharpe Ratio von 0,5 (Berechnung: (15 – 3) / 24). Hatte der DAX dagegen nur eine Standardabweichung von 18 Prozent, kommt er auf den gleichen Wert (Berechnung: (12 – 3) / 18).

 

Was ist Alpha?

Doch was ist nun dieses ominöse Alpha, von dem alle sprechen? Die Antwort: Es ist der Teil der (Out)Performance, der sich nicht durch den Markt (Beta) oder andere Faktoren erklären lässt.

Klingt immer noch nebulös? Hier ein einfaches Beispiel. Der Markt (DAX) erzielte 12 Prozent Rendite. Davon ziehen wir den risikolosen Zins ab und landen bei 9 Prozent. Das Beta des Fonds nehmen wir mit 1,2 an. Das bedeutet, dass der Markt schon 1,2 * 9 = 10,8 Prozentpunkte der Rendite erklärt. Es bleibt also nicht viel übrig. Denn auch beim Fonds ziehen wir den risikolosen Zins ab, was 12 Prozent ergibt. Es bleiben also 12 – 10,8 = 1,2 Prozentpunkte Differenz. Das ist das Alpha.

 

Worauf es wirklich ankommt

Das Beispiel zeigt, dass für einen Großteil der Anlageergebnisse in der Praxis vor allem das Beta, also das eingegangene Marktrisiko (und natürlich die Marktentwicklung) zählt. Das Alpha spielt für die allermeisten Anleger, die nicht Warren Buffett oder George Soros heißen, dagegen kaum eine Rolle. Das gilt umso mehr, wenn man unterstellt, dass es kein Free Lunch gibt, also letztlich jede Art von Rendite mit entsprechenden Risiken verbunden ist.

 

Man könnte also sagen: Alpha klingt sexy, aber am Ende zahlt Beta.

 

Trotzdem denken Anleger beim Stichwort Alpha an einen Mythos, der großen Reichtum ermöglicht. Dabei wird der Begriff nicht im eigentlichen Sinne, sondern weitgehend als Synonym für erfolgreiches Investieren verwendet. Das ist schön und gut. Einen großen Unterschied macht es aber trotzdem nicht. Denn selbst, wenn man modellhaft annimmt, dass tatsächlich eine konstante Mehrrendite von einem Prozent pro Jahr erzielt werden kann, würde sich das Leben von Anlegern dadurch kaum verändern. Dafür ist aber das Risiko einzugehen, dass man am Ende deutlich schlechter abschneidet, was sich wohl durchaus auf die Lebensqualität auswirken dürfte.

 

Beta langfristig entscheidend
Nach 30 Jahren ist eine Mehrrendite von einem Prozentpunkt im Jahr gegenüber dem Markt auf knapp 35 Prozent angewachsen. Wichtiger als dieses Extra ist jedoch das Vermeiden hoher Risiken, um am Ende nicht viel schlechter als der Markt abzuschneiden. Quelle: eigene Berechnungen

 

Professionelle Anleger streben nach Mehrrenditen, was zum Teil ihr Job ist und sinnvoll sein kann. Aber sie spielen auch ein ganz anderes Spiel, was die Größenordnung und das Geschäft an sich angeht. Ein Asset Manager, der 1 Mrd. Euro verwaltet, erzielt mit einem Prozent zusätzlicher Rendite im Jahr 10 Mio. Euro extra für seine Anleger und verdient daran über Gebühreneinnahmen. Bei einem Privatanleger mit einem Depotwert von 100.000 Euro wären es dagegen 1000 Euro.

 

The investment industry seems to think their entire purpose in life is to convince you that the best thing you could ever do is hire someone to help you beat an index. (Carl Richards, Behavior Gap)

 

Wichtiger ist es, die Sparquote zu erhöhen, um dauerhaft mehr zu investieren und sich so einen Kapitalstock aufzubauen. Dann machen auch moderate Renditen absolut betrachtet plötzlich Spaß und man erkennt, dass es wichtiger ist, möglichst kein Kapital zu verlieren. Nicht umsonst ist das die wichtigste Grundregel von Warren Buffett.

Eine einfache Lösung könnte also sein, möglichst viel aus dem laufenden Einkommen zu sparen und fortlaufend passiv und breit gestreut zu niedrigsten Kosten zu investieren. Das hört sich nicht nach der ultimativen Formel für Reichtum an. Aber langfristig ist es genau das, was in den allermeisten Fällen den Unterschied ausmacht.

 

Fazit

Auf das Beta kommt es an. Alpha beschreibt nur den kleinen Teil der Renditen, der sich nicht durch den Markt (oder andere Faktoren) erklären lässt.

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