Die gedeckte Zinsparität

In einem früheren Beitrag habe ich die Kaufkraftparität beschrieben. Sie ermöglicht es, den theoretisch fairen Wert verschiedener Währungen zu berechnen. In der Praxis funktioniert dieser Maßstab aber nur sehr grob und sehr langfristig, um Über- und Unterbewertungen auszumachen.

Ganz anders ist es bei Zinsdifferenzen zwischen verschiedenen Währungen. Hier werden die Spielregeln davon diktiert, ob risikolose Gewinnmöglichkeiten bestehen (Arbitrage). So muss etwa eine Geldmarktanlage für 3 Monate in heimischer Währung die gleiche Rendite bringen wie ein ansonsten identisches Investment in Fremdwährung, das gegen Wechselkursrisiken abgesichert ist.

 

Ein Beispiel

Es sollen 10.000 Euro für 3 Monate am Geldmarkt geparkt werden. Am 12. September lag der 3-Monats-Euribor, zu dem sich Banken untereinander Geld leihen, bei exakt 2 Prozent. Der Euribor wird an jedem Handelstag um 12 Uhr veröffentlicht und gilt als Referenzwert für Zinsanlagen. Nach 3 Monaten ergeben sich 10.050,56 Euro (Berechnung: 10.000 * 1 + (0,02 * 91/360)). Dabei wird die Konvention tatsächlicher Kalendertage des Zeitraums, hier 91 Tage, auf ein Basisjahr mit 360 Tagen verwendet.

Doch es gibt auch Alternativen in Fremdwährung. Zum Beispiel lag die Secured Overnight Financing Rate (SOFR) am 12. September mit 4,02 Prozent deutlich höher. Dieser Zins wird als Benchmark für 3-Monats Kredite in US-Dollar verwendet. Man könnte also die 10.000 Euro in US-Dollar tauschen und dann für 3 Monate zu diesem Zins anlegen. Bei einem Wechselkurs von 1,1734 zum Zeitpunkt der SOFR-Festlegung um 13 Uhr konnten demnach 11.734 US-Dollar angelegt werden. Nach 3 Monaten würde dieser Betrag auf 11.853,24 US-Dollar anwachsen (Berechnung: 11.734 * 1 + (0,0402 * 91/360)).

 

Das Währungsrisiko

Allerdings geht man dabei ein Wechselkursrisiko ein. Denn der Rücktausch von Dollar in Euro dürfte 3 Monate später zu einem anderen Kurs erfolgen. Das kann sich positiv oder negativ auswirken.

Das Risiko lässt sich vermeiden, indem beim Tausch von Euro in US-Dollar ein Termingeschäft eingegangen wird, das den Rücktauschkurs bereits fixiert (Deckung). Dieser Terminkontrakt, ein 3-Monats-Forward auf den EUR/USD, lag am 12. September um 12:55 Uhr bei 1,1795. Werden also in 3 Monaten die erzielten 11.853,24 US-Dollar zu diesem Kurs zurückgetauscht, ergeben sich 10.049,38 Euro.

Nicht zufällig ist das nahezu identisch zum berechneten Ergebnis der Euribor-Anlage. Die kleine Differenz resultiert aus Abweichungen der genauen Messzeitpunkte und minimalen Differenzen der Wechselkurse. Abgesehen davon ist der Markt effizient. Er ermöglicht selbst den besten und schnellsten Arbitrageuren nur kleine Gewinnmöglichkeiten. Deshalb kann man davon ausgehen, dass die gedeckte Zinsparität nahezu immer erfüllt ist.

Mit „gedeckt“ ist also gemeint, dass durch den Terminkontrakt kein Wechselkursrisiko besteht. Privatanleger können das als gegeben annehmen, die Abweichungen sind für sie irrelevant. Das gleiche gilt für alle anderen wichtigen Währungen. Für die sehr hohe Effizienz spricht auch das enorme tägliche Handelsvolumen am Devisenmarkt von rund 7,5 Bio. US-Dollar weltweit.

 

Fazit

Arbitrage-Mechanismen garantieren, dass die gedeckte Zinsparität mit Ausnahme kleinster, kurzfristiger Abweichungen erfüllt ist.

 

Hinweis: Eine frühere Version dieses Artikels erschien in Anleger Plus.

2 thoughts on “Die gedeckte Zinsparität”

    1. Die Parität sollte für alle Währungen erfüllt sein, für die es handelbare Terminkontrakte gibt. Auch bei hoher Vola sind die Abweichungen minimal, da Arbitrage quasi jederzeit stattfinden kann.

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