Teuer kaufen und billig verkaufen? Man muss kein Finanzprofi sein, um zu erkennen, dass so eine „Strategie“ nicht gerade die besten Renditen bringt. Doch schaut man sich Zahlen an, stellt sich heraus: Genau das ist es, was so mancher Anleger tatsächlich macht.

Emotionale Achterbahnfahrt
Doch wie kann es zu so einer massiven Diskrepanz kommen? Selbst horrende Kosten würden das nicht annähernd erklären. Die Antwort: Anleger haben hohe Timing-Verluste. Das ist kontraintuitiv, da es sich schließlich um Fonds und nicht um Aktien handelt. Doch auch hier liegt die Wurzel des Problems im Wunsch nach günstigen Einstiegen. Früher oder später wird es dabei aber passieren, dass Kursanstiege wegen Abwarten verpasst werden. Aus Angst, den Anschluss komplett zu verpassen, springen Anleger irgendwann doch noch auf den Zug auf.
Meist ist das zu spät. Im schlimmsten Fall folgt ein Bärenmarkt. Den hatte man sich zuvor noch gewünscht, um günstig zu kaufen. Doch nun ist die Psychologie umgekehrt: Man ist schließlich schon investiert und macht kein Schnäppchen, sondern Verluste. Und so kann es passieren, dass Anleger erneut zum Opfer ihrer Emotionen werden: Sie bekommen Angst, noch deutlich mehr zu verlieren und steigen aus.
Dieses Muster ist kein Einzelfall, sondern typisch für das Verhalten einer Gruppe von Privatanlegern, die sich in einem Teufelskreis befinden: Sie steigen zu spät ein, verkaufen dann aus Angst vor hohen Verlusten (teils nachdem die Kurse bereits gefallen sind) und verpassen später wichtige Teile der nächsten Erholung. Mit diesem Rezept kumuliert sich die Underperformance im Zeitablauf immer weiter. Das zeigen auch Untersuchungen der Mittelzuflüsse und -abflüsse.

Erklärungen
Eigentlich sollte es genügen, diesen Zyklus einmal mitzumachen, um für immer daraus zu lernen. Doch kollektiv geschieht das an den Märkten nicht. Denn einerseits erkennen manche Anleger nie, dass sie sich mit ihren Emotionen selbst im Weg stehen. Und zum anderen kommen immer wieder neue Anleger hinzu, die diese Erfahrungen erst noch machen (müssen). Natürlich könnte man den Zusammenhang stattdessen auch in einem Buch nachlesen, aber wirklich verstanden haben es die allermeisten eben erst nach eigenem (schmerzhaften) Durchleben.
Festzuhalten bleibt, dass Investmentrenditen in vielen Fällen stärker vom Verhalten der Anleger als von der jeweiligen Fondsperformance abhängig sind. Nur weil der Markt in den letzten Jahren also deutlich gestiegen ist, heißt das noch lange nicht, dass die meisten Anleger voll davon profitiert haben. Es geht nicht in erster Linie darum, den „besten“ Fonds zu finden. Sondern darum, es nicht selbst durch ungeschickte Entscheidungen zu vermasseln. Wer stattdessen dauerhaft dabei bleibt, hat weitaus bessere Erfolgsaussichten – auch, wenn nur durchschnittliche Fonds oder ETFs gehalten werden. Denn die beste Anlagestrategie ist immer noch die, die man langfristig durchhalten kann.
Fazit
Anleger erzielen mit klassischen Fonds und ETFs erhebliche Timing-Verluste.