Der Timing-Effekt bei Rebalancings

Die Performance eines Portfolios kann deutlich davon abhängen, zu welchen Zeitpunkten die Positionen wieder auf die jeweiligen Ausgangsgewichtungen zurückgesetzt werden. Dies zeigt die Studie „Rebalance Timing Luck“ von Corey Hoffstein, Daniel Sibears und Nathan Faber.

Den (oft unbewussten) Timing-Effekt definieren die Forscher als Standardabweichung der Renditen identisch gemanagter Portfolios, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten rebalancieren (Subindizes). Je nachdem, wie temporäre Hochs und Tiefs am Markt und/oder bei den einzelnen Werten mit den Rebalancing-Terminen übereinstimmen, fällt die Rendite besser oder schlechter aus.

Exemplarisch untersucht die Studie ein gemischtes Portfolio mit einer Zielallokation von 60 Prozent Aktien (S&P 500) und 40 Prozent Renten (5-jährige US-Treasuries) im Zeitraum von 1922 bis 2018, das einmal im Jahr rebalanciert wurde. Erfolgte das Rebalancing stets im Oktober, beträgt die annualisierte Rendite 8,27 Prozent, aber erfolgte sie stets im Mai, so sind es 8,49 Prozent. Letzteres entspricht einer im Zeitablauf mehr als 20 Prozent höheren Gesamtrendite.

Diese langfristige Betrachtung zeigt bereits, was die Autoren explizit bestätigen: Es ist nicht zu erwarten, dass sich die Renditeabweichungen aufgrund des Rebalancing-Effekts umkehren, da diese zufällig auftreten. Das heißt zum einen, dass die Renditeerwartungen für jeden Rebalancing-Zeitpunkt im Vorhinein identisch sind. Zum anderen sind einmal aufgetretene Renditeabweichungen im Nachhinein aber permanenter Natur.

 

Rebalancing Effekt Portfolio Performance Rendite
Die Grafik zeigt die rollierende 1-Jahres-Renditedifferenz zwischen einem 60-40-Portfolio, das im Februar rebalanciert wurde und einem identischen Portfolio mit Rebalancing im August. Zeitraum: Dezember 1999 bis Juli 2018. Die meiste Zeit sind die Unterschiede recht klein, aber von Februar 2009 bis Februar 2010 erreichte die Differenz mehr als 700 Basispunkte. Quelle: Hoffstein, C. / Sibears, D. / Faber, N. (2018), Rebalance Timing Luck, The Difference Between Hired and Fired, S. 17

 

Der Rebalancing-Effekt führt darüber hinaus zu weitergehenden Fragen. Sollte ein Manager beispielsweise aufgrund „schlechter Leistungen“ entlassen werden, wenn er seine Benchmark deutlich underperformt, die jedoch nur zufällig von einem stark positiven Rebalancing-Effekt profitierte? Oder sollte er für eine Outperformance belohnt werden, die er nur deshalb erzielte, weil die Benchmark zufällig von einem stark negativen Rebalancing-Effekt gebremst wurde?

Indem Subindizes für die verschiedenen Rebalancing-Zeitpunkte berechnet werden, lassen sich die Faktoren Glück und tatsächliche Fähigkeiten in der Evaluierung der Performance voneinander trennen – sowohl für Benchmarks als auch Anlagestrategien. Dazu werden die einzelnen Subindizes gleich gewichtet und mit den verschiedenen möglichen Rebalancing-Zeitpunkten berechnet. Aus den entsprechenden Standardabweichung der Renditen lässt sich der durchschnittliche Rebalancing-Effekt ermitteln.

Um den Rebalancing-Effekt von Vornherein zu vermeiden, wäre (theoretisch) eine sehr hohe Anzahl überlappender, gleich gewichteter, zeitlich in gleichem Abstand rebalancierter Portfolios optimal. In der Praxis stellt sich dagegen die Frage, ob die Kosten der Umsetzung mehrerer überlappender Portfolios gerechtfertigt sind. Andererseits sollten die häufigeren Rebalancings auch dazu führen, das die einzelnen Anpassungen kleiner ausfallen, woraus ein geringerer Market Impact resultiert.

Unter praktischen Gesichtspunkten schlussfolgern die Forscher, dass sich die Methode des teilweisen Rebalancings durchaus bewährt hat. Hierbei wird regelmäßig in kleinen Schritten in Richtung der Zielgewichtungen rebalanciert. Dieser Ansatz liegt recht nah an der theoretisch optimalen Methode und ist gleichzeitig gut umzusetzen.

 

Fazit

Der zufällige Rebalancing-Effekt kann die Performance eines Managers oder Index deutlich und dauerhaft verzerren.

 

Quelle: Hoffstein, C. / Sibears, D. / Faber, N. (2018), Rebalance Timing Luck, The Difference Between Hired and Fired, Newfound Research

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