Pump-and-Dump-Aktien: Blinde Opfer und kühne Zocker

Pump and Dump ist eine uralte Betrugsmasche, bei der Gauner eine große Position in einer möglichst kleinen, illiquiden Aktie (meist Pennystocks) aufbauen und dann falsche, positive Nachrichten über das entsprechende Unternehmen in Umlauf bringen. Das Ziel dessen ist es, möglichst schnell möglichst viele Käufer in die Aktie zu locken, die mit ihrer Nachfrage den Kurs nach oben treiben. Sobald der Kurs aus Sicht der Betrüger weit genug gestiegen und das Potenzial weitgehend ausgeschöpft (oder auch bereits zu viel Zeit vergangen) ist, verkaufen diese in kurzer Zeit ihre gesamte Position und bringen damit den Kurs zum Absturz. Oft springen im Zuge des Kursrückgangs auch andere investierte Anleger mit ab, was den Kursverfall noch beschleunigt.

Die am Kölner CFS veröffentliche Studie „Who Falls Prey to the Wolf of Wall Street? Investor Participation in Market Manipulation“ untersucht das Pump-and-Dump-Muster genauer. Dazu wird ein BaFin-Datensatz über die entsprechenden Vorfälle im Zeitraum von 2002 bis 2015, erweitert um handverlesene zusätzliche Fälle, mit den Handelsaufzeichnungen von mehr als 110.000 Privatanlegern bei einer großen deutschen Online-Bank kombiniert. Die wichtigsten Erkenntnisse der Forscher sind:

● Am effektivsten erweist sich das Anwerben potenzieller Käufer aus Sicht der Gauner via E-Mail

● 6% aller aktiven Anleger nahmen im Untersuchungszeitraum zumindest einmal an einem Dump and Dump teil und machten im Durchschnitt ein Minus von 28%

● 11% aller Pump-and-Dump-Anleger investierten im Betrachtungszeitraum in mindestens vier verschiedene Betrugsmaschen

● Durchschnittlich investierten Anleger 6972 Euro in eine Pump-and-Dump-Aktie (11,4% des mittleren Portfoliowerts)

● Insgesamt verlieren Privatanleger in Deutschland schätzungsweise 1,2 Millionen Euro pro Pump and Dump

 

Wie zu erwarten war, fällt das mittlere Anlageergebnis also klar negativ aus. Und dennoch schneiden Pump-and-Dump-Opfer noch recht passabel ab, da die durchschnittliche Rendite 120 Tage nach Erstveröffentlichung der falschen Informationen sogar -53% beträgt. Das deutet darauf hin, dass Anleger diese Aktien auch recht schnell wieder verkaufen bzw. von Vornherein keinen allzu langen Anlagehorizont damit haben. Zudem kann es auch sein, dass einige Anleger dazu neigen, das Ganze als bewusste Zockerei zu betreiben. Oder aber, dass sie sogar den Braten riechen und gerade deshalb versuchen, ein Stück der anfänglichen Aufwärtsbewegung mitzunehmen, um dann ebenfalls schnell abzuspringen. Insgesamt liegt der Anteil an besonders aktiven (Intraday) Tradern bei Pennystocks jedenfalls bei erstaunlichen 35%. Zumindest bei diesen Marktteilnehmern ist es unwahrscheinlich, dass sie wirklich blind auf ein Pump and Dump hereinfallen.

Die Pump-and-Dump-Masche kann aber auch langfristige Folgen haben. Die Forscher zeigen zum einen, dass Anleger mit relativ schlechten (guten) Renditen aufgrund eines solchen Betrugsfalls künftig weniger (verstärkt) anfällig für eine erneute Teilnahme sind. Zum anderen machen Anleger, die bei einem Pump and Dump Verluste einfuhren, also die meisten, sogar 3 Jahre später noch weniger Aktien-Trades als zuvor. Das zeigt, wie sich solche Betrugsmaschen nachhaltig negativ auf die Anlagemoral auswirken.

 

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Die obere Grafik zeigt den mittleren Kursverlauf von Pump-and-Dump-Aktien (rote Linie) im Vergleich zu normalen Aktien (blaue Linie). Die senkrechte Linie markiert den Zeitpunkt, zu dem die falschen Nachrichten in Umlauf gebracht wurden. Bis dahin sind die Kursverläufe statistisch nicht signifikant verschieden. Die untere Grafik zeigt, wie sich die durchschnittliche Anzahl von Kauforders pro Aktie und Tag im Zeitablauf entwickelte. Es ist deutlich zu erkennen, wie die Anzahl an Transaktionen bei Pump-and-Dump-Aktien mit Beginn der Nachrichtenverbreitung sprunghaft ansteigt. Quelle: Leuz, C. / Meyer, S. / Muhn, M. / Soltes, E. / Hackethal, A. (2017), Who Falls Prey to the Wolf of Wall Street? Investor Participation in Market Manipulation, S. 63

 

Fazit

Anleger, die blind auf ein Pump and Dump hereinfallen, machen oft große Verluste; andere wiederum versuchen, bewusst mit diesen Aktien zu zocken.

 

Quelle: Leuz, C. / Meyer, S. / Muhn, M. / Soltes, E. / Hackethal, A. (2017), Who Falls Prey to the Wolf of Wall Street? Investor Participation in Market Manipulation, Goethe University Center for Financial Studies, CFS Working Paper Nr. 609

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