So entstehen falsche Volumendaten

Im Februar 2021 passierte bei der Aktie von Warren Buffett’s Berkshire Hathaway etwas mysteriöses: Das Handelsvolumen stieg plötzlich um ein Vielfaches an, von zuvor rund 375 auf 1250 und dann über 2000 Aktien am Tag.

Bis heute liegt das Volumen auf dem erhöhten Niveau. Allerdings betrifft das nur die A-Aktien. Diese sind mit über 400.000 US-Dollar pro Stück nominell die teuersten der Welt. Bei B-Aktien, die um den Faktor 1500 niedriger notieren, ist der Effekt nicht erkennbar.

 

Anstieg Handelsvolumen Berkshire Hathaway A Aktien BRK-A
Im Februar 2021 nahm das Handelsvolumen von BRK-A plötzlich stark zu und ist bis heute auf diesem erhöhten Niveau. Quelle: FinViz

 

Die Ursache

Das Paper „A Fractional Solution to a Stock Market Mystery“ liefert eine gute Erklärung für das Phänomen. [1] Demnach sind die Daten zum Handelsvolumen schlichtweg falsch. Denn Robinhood, einer der größten Broker im Handel von Teilaktien in den USA, änderte im Februar 2021 sein Reporting. Der unter Privatanlegern beliebte Anbieter musste den Vorschriften der US-Regulierungsbehörde FINRA entsprechen. Selbst dann, wenn nur Aktienbruchstücke für wenige Dollar gekauft werden, ist eine ganze Aktie als Umsatz zu melden:

Where a trade is executed for less than one share, e.g., 1/3 share, firms should round up and report a share quantity of 1. [2]

 

Da angesichts des sehr hohen Kurses der A-Aktien fast alle Trades von Privatanlegern in Teilaktien erfolgen, resultierte aus der Umstellung ein verzerrter Anstieg der Umsätze. Der Effekt wurde noch verstärkt, da sich Robinhood der Studie zufolge verpflichtet hatte, den Aktienhandel schon ab einem US-Dollar pro Trade zu ermöglichen. Wahrscheinlich aus mangelndem Bewusstsein für die beschriebene Vorschrift kam Robinhood dem „falschen“ Reporting zuvor nicht nach.

 

Handelsvolumen Daten Fehler falsch Teilaktien Robinhood
Die Grafik zeigt die von den Studienautoren geschätzte Anzahl von Bruchteil-Trades bei A-Aktien von Berksire Hathaway (Kürzel BRK-A), unterteilt in die Broker Robinhood (rot) und Drivewealth (blau). Drivewealth wechselte im Oktober 2021 ebenfalls zur aufgerundeten Meldung von Bruchteilen. Quelle: [1], S. 38

 

Weitere Details

Die Broker können ihre Kundenorders entweder selbst ausführen oder mit einem externen Clearing-Haus zusammenarbeiten. Führt der Broker die Order selbst aus, muss jeder Trade wie beschrieben separat gemeldet werden. Je höher also der nominale Kurs einer Aktie, desto mehr Bruchteile werden gehandelt, und desto stärker der verzerrende Effekt des Aufrundens auf die Volumenstatistik.

Der Weg über den Clearer ist dagegen eine saubere Lösung. Man rundet dort auf eine ganze Zahl, führt den Trade aus und dient die Bruchteile dem Broker an. Zu viel gekaufte Stücke werden als Inventar auf einem Eigenhandelskonto verwaltet, um weitere Teilkäufe bzw. Teilverkäufe zu verrechnen. Je nach Inventar kann also auf- oder abgerundet werden. Der Clearer berichtet dann nur aggregierte Zahlen, sodass die Volumendaten korrekt sind.

Daraus leitet sich auch die einfachste Lösung für die bis heute bestehende Verzerrung ab: Dass die Broker bei eigener Ausführung erst dann einen Umsatz melden müssen, wenn die aufsummierten Bruchteile eine ganze Aktie ergeben. Doch die Mühlen der Behörden mahlen langsam, und man hat dort wohl auch dringendere Probleme. Deshalb wird es die verzerrten Volumendaten sicherlich noch eine Weile geben.

 

Fazit

Die A-Aktien von Berkshire Hathaway sind ein extremes Beispiel dafür, wie (veraltete) Vorschriften zu falschen Marktdaten führen.

 

Quellen:

[1] Bartlett, R. / McCrary, J. / O’Hara, M. (2022), A Fractional Solution to a Stock Market Mystery

[2] FINRA, Stand: 07.10.2022

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